Die Reise führt mich an die japanischen Alpen, also ins Gebirge des Präfekteur Nagano. Mit dem Auto eines Kumpels führt uns die knapp vierstündige Fahrt von Tokyo in den ländlichen Raum, wo gerade die Erntezeit der Reisfelder waren. Zuvor aber noch ein kleiner Abstecher ins tiefe Gebirge zu einem Shrein, den man ohne Auto doch nicht so leicht erreichen kann. Ein Bericht vom 25. und 26. September 2023.
Unsere Reise startet an einem sonnigen Vormittag. Mit einigen kleineren Pausen geht es über die Schnellstraßen direkt nach Nagano, eine Fahrtstrecke von circa 180 Kilometern. Bereits aus der Ferne zu sehen, die sogenannten japanischen Alpen: Mitten durch Japan verläuft ein Bergstrang, welche eine Ähnlichkeit zu den europäischen Alpen besitzt - daher auch dieser Name.
Von Nagano geht es weitere 20 Kilometer über eine kurven- und steigungsreiche Bergstrecke zum Parkplatz zum Togakushi-Shrein (Google-Maps). Ab dort wiederum waren für uns zwei weitere Kilometer Fußweg angesagt. Ein kurzer Blick auf den Eingangsbereich des langen Pfades zur Bergspitze auf circa 1900m Höhe.
Bis ungefähr zur Hälfte der Wegstrecke ist der Pfad fast gerade und hat auch eine milde Steigung, sodass dies für uns kaum eine Hürde darstellt. Die Umgebung ist komplett frei vom Autoverkehr, sodass hier nur die Natur und unsere Schritte auf dem Schotterboden zu hören sind. Im tiefsten Bergwald war der Herbst noch nicht da, hier wachsen die Bäume und Pflanzen noch grün.
Entlang des oberen Pfades wachsen alte japanische Zedern aus dem 17. Jahrhundert. Schon bereits zu dieser Zeit war das Gotteshaus auf diesem Berg. Das ist im Übrigen der Winkel nach unten. Hinter mir erstreckt sich eine weitere Strecke an hohen Treppenstufen, die noch zu erklimmen sind...
An der Spitze angekommen, betreten wir das Gelände des Togakushi-Shrein Okusha (Togakushi-Shrein ist in mehreren Bereichen aufgeteilt. Dieser ist der abgelegenste Teil der insgesamt fünf Bereiche). Eine kurze Besichtigung, kurzes Anbeten und eine kleine Pause, bevor es wieder die zwei Kilometer bergab geht.
Nahezu KO in der Unterkunft angekommen, wartete bereits das Essen auf uns. Mein Kumpel hatte nämlich schon ein japanisches traditionelles Gängemenü reserviert gehabt.
Nach dem Essen war die Planung für den Folgetag angesagt. Da japanische Züge ja bekannterweise pünktlich fahren, lässt sich im Vergleich zu Deutschland eine Fototour auch minutenweise pünktlich planen. Dies nutzten wir auch aus, um die folgenden Bilder schießen zu können.
26. September, gegen 9 Uhr morgens. Leider war das Wetter nicht perfekt und die Luft nicht so klar, starteten dennoch gegen 8 Uhr um diesen Fotopunkt in Sakurazawa (Google-Maps) zu erreichen. Zum Glück war an diesem Tag noch nicht alle Reisfelder abgeerntet, sodass trotz Wolkenhimmel einige goldene Felder zu bestaunen gab. Ein ehemaliger Odakyu-Romancecar durchfährt den abgelegenen Dorfbahnhof mit circa zehn Sekunden (!) Verspätung.
Standortwechsel auf die große Brücke in Murayama (Google-Maps). Auf der Nagano-Eisenbahn verkehren Altfahrzeuge anderer Unternehmen, so auch der ehemalige Narita-Flughafen-Express. Die Erinnerungen an die alten Zeiten, als ich mit diesem Wagen von Flughafen Narita nach Tokyo gefahren bin, kommen beim Fotografieren natürlich wieder hoch.
Auch Altfahrzeuge der Tokyoter Metro ist vertreten. Diese Fahrzeuge sind hier auf der Nagano-Eisenbahn die aktuell neusten Fahrzeuge, während die Fahrzeuge selbst bereits mehr als 30 Jahre hinter sich haben. Von acht Wagen auf drei Wagen heruntergekürzt, verkehren sie dennoch zuverlässig an ihrem zweiten Einsatzort.
Der bereits erwähnte Romance-Car ist ebenfalls ein Altfahrzeug der Odakyu-Eisenbahn und war dort als Expresssonderzug (mit Aufpreis) im Einsatz. Diese Fahrzeuge haben die Besonderheit, dass der Führerstand im oberen Deck ist, sodass die Fahrgäste einen Panoramablick durch den unteren Deck genießen können. Die ehemalig elf-Wagen-Einheit ist auf vier Wagen gekürzt, dafür ist der Panoramabereich geblieben.
Standortwechsel zur Fuzokuchuugakumae (Mittelschule / Google-Maps). Hier waren die Reisfelder noch nicht final abgeerntet, wenn auch schon auf dem Nachbarfeld die Arbeiten fast fetig waren.
Mit dem ehemaligen Tokyu-Eisenbahn Fahrzeug eine Probeaufnahme, wie ich nachher mein Werk finalisieren möchte.
Probeaufnahmen in alle Richtungen.
Gerade im ländlichen Raum kommt es nicht ganz so selten vor, dass diverse Warnzeichen noch per Hand geschrieben sind. So sind auch das linke Schild sowie auch der Hinweis am Zaun handschriftlich aufgezeichnet.
Immer noch auf der Standortsuche für ein gutes Motiv. Teils stehen die Stränge zu hoch, dass diese das Fahrzeug verdeckt. An anderen Stellen ist sie wiederum zu niedrig um im guten Verhältnis auf das Bild zu bekommen. Eine der Fehlschüsse sei hier auch mal gezeigt. Hier waren die Halme im Vordergrund doch zu hoch.
Letzten Endes entschloss ich mich, an dem ersten Standpunkt zu stehen. Reisfeld im Vordergrund, Bergland im Hintergrund. Kontrastreicher rot-weißer Wagen durch den Romance-Car war zu diesem Zeitpunkt, 11:42, perfekt. So gut gelungen war keines der anderen Bilder an diesem Tag. Aber auch wenn ich mehr als zufrieden war, durfte der Nachschuss auf den Wagen nicht fehlen.
Schnell zum Bahnübergang, um mit dem Teleobjektiv ein letztes Mal durch die Linse zu schauen.
Einst ein Premium-Wagen im Tokyoter Bereich gewesen, verbringt dieser Wagen nun sein zweites Leben im weit entfernten ländlichen Raum. Auch Erinnerungen von damals, als ich als kleines Kind noch an der Strecke stand um die Baureihe aus Tokyo zu verabschieden, konnte ich somit um eine weitere Erinnerung fortschreiben.
Die vierstündige Rückfahrt nach Tokyo zurück verlief auch staufrei und schnell. Die Vorbereitungen auf den Folgetag warteten schon - hier geht die große Tour nämlich erst richtig los.