Während einst ein 213km langes Netz durch ganz Tokyo bestand, verbleiben heute nur noch 12,2km Schienenstrecke durch die Hauptstadt Japans. Die Arakawa-Linie, auch bekannt unter Tokyo-Sakura-Tram, verbindet 30 Haltestellen entlang der dutzend Kilometer. Mit aktuell fünf unterschiedlichen Fahrzeuggenerationen, aber mit jeweils diversen Farbvariationen, bereichern die Fahrzeuge das doch recht monotone Stadtbild Tokyos mit ihrem bunten Aussehen. Ein Bericht vom 24. September 2023.

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An diesem Tag war ich mit meinen Eltern auf dieser Strecke unterwegs. Mit der Tageskarte konnten wir beliebig ein- und aussteigen, sodass wir an diversen Ecken Pausen einlegten und an die Erinnerungen von vor zwanzig Jahren, als wir in der Nähe wohnten, zurückblickten.
Das Städtebild Tokyos hat sich in dieser Zeit doch arg gewandelt, durch die verschiedenen Hochhäuser die stetig hinzukamen. Die Straßenbahn ist gezwungen, auch Großprojekten wie die Autobahn auszuweichen, wie hier in Kishibojin-mae Station (Google-Maps).

Der nächste Ausstieg war am Asukayama-Park (Google-Maps). Hier mündet die Straßenbahn in den Straßenbereich ein und ist somit eine wirkliche Straßenbahn. Direkt an der Straße (auch im Hintergrund zu sehen) ist der große Park, welche auf dieser Seite von der Straßenbahn, auf der anderen Seite von der Bahn mit Shinkansen umrandet ist und somit ein bekannter und beliebter Ausflugsziel für kleine Eisenbahner ist (auch für große wie mich).

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So wie man Tokyo mit ihren großen Gebäuden kennt, ist hier im Bereich der Haltestelle Sakaecho nicht (Google-Maps). Hier hat die Straßenbahn sowie auch die Anwohner Ruhe vor der Stadt, die niemals ruhig ist. Hier trafen sich zwei Straßenbahnen, wo man auch aus der Ferne erkennt, dass die Fahrzeuge sehr unterschiedlich sind.

Rund um Sakaecho scheint auch die Zeit stehengeblieben zu sein. Das Warnzeichen für einen Bahnübergang gibt es auch in Japan - während der größte Teil modernere Züge abbildet, behielt dieser einzige Mast noch eine Dampflok als Symbol. Im Tokyoter Raum dürfte dieses Schild eine der wenigen sein, die noch nicht ersetzt worden sind. Der Restbestand dürfte mittlerweile nur noch eine Hand voll sein (leider ein recht unfotogener Ort, weswegen das Bild stark nachbearbeitet werden musste).

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Zurück zum Bahnsteig, um weiterzufahren. Wie bereits erwähnt, sind die Fahrzeuge in den letzten Jahren sehr bunt geworden. Einzig in ihren alten Farben geblieben, sind die Fahrzeuge der Serie 8500. In diesen drei Farben - weiß, hellgrün, dunkelgrün - waren die Fahrzeuge unterwegs. Es sind somit nur noch fünf Fahrzeuge, die an die alten Zeiten erinnern.

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Endstation Minowabashi (Google-Maps). Hier endet die Straßenbahn und setzt geschwind wieder zurück, um die nächsten Fahrgäste zu begrüßen. Die Hektik in der Großstadt trifft aber nicht nur auf die Züge, sondern auf alle zu. Kaum gehen die Schranken auf, schon stürmen die Leute hektisch auf die andere Seite. Kaum einer lief so entspannt wie wir es getan haben, obwohl selbst wir recht schnell unterwegs waren.

Off-Topic: Minowabashi, die Endhaltestelle

Einige werden sich erinnern, wie ich gegen April 2023 eine Sonderfahrt durch Frankfurt veranstaltete. Richtig, mit dem Fahrtziel Minowabashi. Das ist die Haltestelle, die wir auch aus Frankfurt kennen (nicht).

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Ein kurzer Abstecher führte uns auf den Nippori-Toneri-Liner. Ein Verkehrssystem, die wir so aus Deutschland kaum kennen dürften, bis auf solche Shuttles an Flughäfen. Die automatisch betriebenen Fahrzeuge fahren hier mit Gummireifen auf spurgeführte Schienen. Durch den führerlosen Betrieb lässt sich von der Zugspitze aus recht einfach auf den Gegenzug fotografieren. Schon recht gut zu sehen, ist die Strecke fast wie eine Achterbahn.

Zurück wieder auf den Schienen, war unser nächster Halt am Betriebshof Arakawa (Google-Maps). In diesem kleinen engen Betriebshof werden die Fahrzeuge abgestellt und gewartet. Auch die Vorgängergenerationen sind teils noch vorhanden, wie hier am rechten Bildrand zu erkennen. Hier war vor mehr als 20 Jahren eine meiner Lieblingsziele, wenn wir mit der Familie unterwegs waren. Die damals noch nicht so bunten Fahrzeuge vermisste ich bei dem diesmaligen Besuch doch ein wenig.

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Für Straßenbahnfreunde nicht zu verpassen ist auch der Vorplatz am Betriebshof selbst. Der PCC-Wagen Prototyp 5501 ist hier ebenfalls zu bestaunen, zu manchen Öffnungszeiten sogar begehbar. Der Urvater jetziger Straßenbahnfahrzeuge, so könnte man den Wagen bezeichnen, ist noch in ihrer ursprünglichen Form aufbewahrt worden.

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Die Dunkelheit kommt doch recht plötzlich und früh. Zurück zur Haltestelle Asukayama-Park, war für mich paar Langzeitaufnahmen angesagt. Leider waren an diesem Tag doch nicht so viel Autoverkehr und zur späten Stunde wurden immer weniger Straßenbahnen. Letzten Endes habe ich es aufgegeben, nachdem dieses Bild doch einigermaßen zufriedenstellend gelungen ist. Ein kurzer Familienausflug entlang einer Strecke, die uns schon seit mehr als 20 Jahren bewegt - sowohl auf den Gleisen, als auch in unseren Gedanken und Erinnerungen.