Nicht nur Tokyo, sondern auch Städte wie Nagoya und Osaka sind Großstädte Japans. Hier durchmischen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und Generationen, damit auch die Kultur und das Städtebild. Meine große Tour ermöglichte mir einen Einblick in diverse Großstädte und somit auch in unterschiedliche Kulturen und Lebensarten. Ein Bericht von 04. Oktober bis 08. Oktober 2023.
Nagoya, eine recht zentral zwischen den beiden Riesenstädten Osaka und Tokyo gelegene Großstadt. Im Vergleich zu den beiden Städten sind die Züge recht kurz und ähnlich aussehend, aber der Bahnhof selbst sowie auch die Fahrzeuge besitzen irgendwo noch den Charme aus der Bundesbahnzeit. Hektisch und voll wie in Tokyo ist es hier tatsächlich nicht, entsprechend sind die Bahnsteige auch vergleichsweise leer. Eine Aufnahme zweier Züge der Baureihe 313 ließ sich auch problemlos schießen.
Welchen Zu(g)fällen man so alles begegnet - Erst im Nachhinein habe ich erfahren, dass an diesem Tag der Einsatz der Baureihe 211 rund um Nagoya endete. Wie gut, dass ich noch eine der letzten Abfahrten aus dem Bahnhof ablichten konnte. Mal wieder ein historisches Bild in meinem Sammelsurium.
Ein Blick auf die U-Bahn in Nagoya. Bis auf die Fahrzeuge sehen die Bahnhöfe aus, als wäre man in den 80ern. Recht düster, alt und abgenutzt sehen die Bahnsteige aus. Das stört aber die täglichen Nutzer scheinbar kaum; mit gewohnten Schritten laufen sie ihre Wege, meist mit Handy in der einen Hand.
Bevor mich der Zug nach Toyota fährt (Ja, die Automarke hat dort ihren Ursprung), steige ich an eine der wenig besuchten Stationen und fotografierte die Abfahrt.
Welchen Zu(g)fällen man so alles begegnet, Teil 2 - In Shin-Osaka (Google-Maps) angekommen, begab ich mich zum Hotel um mein Großgepäck schon mal abzugeben. Auf dem Weg zum Bahnhof sah ich von der Ferne einen ungewöhnlichen Zug stehen. "Twilight Mizukaze" heißt dieser Luxuszug, der im Westen Japans als Hotelzug unterschiedliche Gegende bereist. An diesem Tag scheint der Zug auf eine 2-Tages-Tour rund um Kyoto zu gehen. Da ich genug Zeit hatte, konnte ich die Garnitur auch bis zur Abfahrt bestaunen.
Via Kyoto führt es mich zu Yamato-Saidaiji (Google-Maps), der Bahnhof mit den wohl meisten Weichenanlagen in Japan. Mit 41 Weichenanlagen die hier jede Minute gestellt werden muss, verknüpft der Bahnhof drei Strecken mit vier Richtungen und mehreren Abstellgleisen sowie den Betriebsbahnhof. Wo vor ein paar Sekunden ein anderer Zug durchfuhr, befährt ein Expresszug die neu gestellte Weiche in den Bahnhof hinein.
Dieser Bahnhof ist ein Umsteigeknoten für diverse wichtige Richtungen: In diesem Winkel befindet sich Nara, eine durch Rehe und der traditionell japanischen Altstadt berühmte Gegend. Vom vorherigen Winkel geht es Richtung Kashiwara, von dort geht es zum Iseshima-Nationalpark oder Nagoya. Hinter mir führen die Strecken einerseits nach Kyoto und andererseits nach Osaka. Auch die Fahrzeugvielfalt ist entsprechend interessant, sodass es zum Fotografieren nicht langweilig wird.
Wenn jemand denkt, dass mein Aufenthalt von einer Stunde zu kurz sei, so sei angemerkt dass sich zwei weitere Fotografen bereits vor mir positioniert hatten. Scheinbar mit Kenntnis, dass gleich ein Messzug folgt. Ich in Unkenntnis stand einfach mal da und wartete, da ich mir schon was in die Richtung gedacht hatte, sie sahen nach Experten aus. Dieser Messzug ist eigentlich nicht hier beheimatet, sodass die Ausfahrt aus diesem Betriebshof recht selten scheint.
Nach dem Mittag führt es mich paar Kilometer weiter nach Westen. Hier in Ikoma (Google-Maps) ist der Umsteigepunkt für die Osaka Metro Linie, der gerade einen kompletten Generationenwechsel erlebt. Bevor die alten Fahrzeuge verschwinden, wollte ich diese aufnehmen und wartete entsprechend, bis der Umlauf mit den Altfahrzeugen vorbeischaute. An diesem Tag war Baureihe 24 nur auf einem Umlauf, der aber nach meiner Ankunft schon recht schnell am Bahnhof war.
Am Folgetag begab ich mich auf die Nankai-Eisenbahn an die Station Tengachaya (Google-Maps), um auch hier einige Altfahrzeuge zu fotografieren. Der interessante Kulturunterschied zwischen Tokyo und Osaka: Hier im Westen werden auch Altfahrzeuge sauber gepflegt und bis zum geht nicht mehr eingesetzt, im Vergleich zur Tokyoter Umgebung der ständig Fahrzeuggenerationenwechsel erlebt. Entsprechend sind die Durchschnittsalter der Fahrzeuge höher, aber interessanterweise weicht der Komfort in den Zügen nicht so stark ab.
Da ich auf der Nankai-Eisenbahn nicht so viel Glück mit besonderen Fahrzeugen hatte, begab ich mich wieder auf die Metrolinie. Auf der Chuo-Linie fährt seit neustem die Baureihe 400, der durch ihre markante Front unterschiedlichste Reaktionen in der Bevölkerung hervorrief. Recht gut zu erkennen ist die grüne Linienfarbe der Chuo-Linie sowie die barrierefreien Bereiche mit blauer Markierung. Diese Generation soll nach und nach die Altfahrzeuge ersetzen.
Entsprechend nahm ich auch die Baureihe 20 auf, die durch die neue Generation stillgelegt wird. Hier bei der Einfahrt in Yoshita (Google-Maps) konnte ich somit auch alle Baureihen auf dieser Linie ablichten.
Standortwechsel nach Shin-Osaka. Während die grüne Chuo-Linie die Ost-West-Achse bedient, ist Midosuji-Linie in rot eine der Hauptachse in die Nord-Süd-Richtung, sogar mit Weiterfahrt auf den Gleisen der Kita-Osaka-Eisenbahn. Eine der dortigen Fahrzeuge fährt mit herbstlicher Stimmung in die Station ein.
Tagsüber endet hier jede zweite Fahrt, um dem hohen Fahrgastaufkommen im Stadtkernbereich gerecht zu werden. Hier begegnen sich Baureihe 21 und Baureihe 30000. Auch die 21er sollen angeblich bald verschwinden, sodass dieses Generationenbild irgendwann einen historischen Wert haben dürfte.
Im Übrigen: Osaka hat auch eine Straßenbahn. Im Süden der Stadt führt die Hankai-Straßenbahn in die benachbarte Stadt Sakai. Da ich Blödmann an der falschen Station ausstieg, befand ich mich hier in Shin-Imamiya (Google-Maps) mitten im Slam-Gebiet Osakas. Zum Glück kam die Straßenbahn doch recht schnell, sodass ich nicht so viel Angst haben musste.
Am Folgetag besuchte ich Kobe, um eine Freundin zu treffen. Die U-Bahnen hier hatte ich bereits im Januar fotografiert, sodass ich mich diesmal auf das Städtebild konzentrierte und mit ihr einfach durch die Stadt spazieren war. Am Hafen befindet sich auch ein großer Park, der auch an einem Freitag Nachmittag recht gut besucht war.
Ein für mich wichtiger Part: Geschichten Japans vor Ort mit den eigenen Augen erleben und kennenlernen.
Hier, wo die Laternen schief stehen, ist kein Kunstwerk sondern ein Relikt aus der Zeit vor dem großen Erdbeben. Das Erdbeben am frühen Morgen des 17. Januar 1995 opferte nicht nur mehr als 6000 Menschenleben, sondern zerstörte auch Kobe und die umliegenden Städte. Hier, wo ich stehe, ist ein Teil des Erdbebengedächtnispark, an dem auch der damals zerstörte Hafenbereich gezeigt wird. (Details via Wikipedia)
Ein Blick auf die Sehenswürdigkeiten Kobe: Rechts in pink erstrahlt das Meeresmuseum, links befindet sich der Port-Tower im Umbau. Die Beustelle ist durch eine weiße Abdeckummantelung geschützt, was aber aufgrund des Aussehens gerne als Toilettenpapier-Turm oder Küchenrollenturm bezeichnet wird. Recht bald soll der Umbau fertig sein, sodass ein Blick von oben möglich sein wird.
Kurz bevor es nach Hiroshima geht, ein letzter Abstecher auf die Nankai-Eisenbahn. Unbedingt wollte ich die in ihre Ursprungsform versetzte Baureihe 6000 sichten, die in den letzten Tagen leider nicht gefahren ist. Dank einer Vormeldung eines Kumpels konnte ich dann die Zeiten errechnen und auch mit eigenem Auge die 6-Wagen-Einheit ohne blauen Streifen sichten.
Schnell geht es wieder zurück nach Shin-Osaka zum Shinkansen, wo mich mein Kumpel schon erwartete. Die Reise geht weiter nach Hiroshima - dort warten schon Sonderfahrten auf uns.