Auf der Rückfahrt von Kyoto nach Tokyo wollte ich unbedingt einen Abstecher in eine Gegend machen, wo ich noch nie war - und dennoch ist dort (m)ein Ursprung. Ein Bericht vom 17. Juli 2024.
Mit Aufpreis für den Iseshima-Liner geht es zunächst von Kyoto (Karte) mit dem Expresszug nach Yamato-Yagi (Karte). Dieser Zug hat teilweise Panoramasitze, welche aber auf dieser Fahrt schon komplett ausgebucht war. Aber auch auf den "normalen" Sitzen ist es bequem genug.
Der dortige 2-Minuten-Umstieg mag für deutsche Verhältnisse zunächst abschreckend klingen, aber in Japan gut machbar. Bereits bei der Einfahrt stand der Zug schon am Bahnsteig gegenüber, und auch wenn unser einfahrender Zug eine Minute verspätet war, wurde der Anschluss ohne Probleme abgewartet.
Ankunft in Yokkaichi (Karte). Die Verspätung wurde schon am ersten Halt wieder aufgeholt, sodass ich auch pünktlich aussteigen konnte.
Der Urban-Liner auf dieser Strecke hat zwei unterschiedliche Fahrzeugtypen, eine ältere und eine neuere. Ohne genau zu achten, hatte ich zufälligerweise die neuere Version gebucht. Nach dem Redesign der älteren Flotte gibt es kaum Unterschiede in der Inneneinrichtung, aber schön war es auf jeden Fall, endlich mal diese Baureihe gesehen zu haben - und gleich schon mit diesem gefahren zu sein.
Einige wenige Schmalspurbahnen gibt es auch in Japan, so auch hier in Yokkaichi. Einst war diese Linie auch von der Kintetsu betrieben worden, aber aus finanziellen Gründen wurde sie an den Kreis abgegeben. Seitdem gibt es eine Trennung zwischen EVU und EIU, was in Japan sehr untypisch ist. Für die Fahrgäste hat sich aber kaum etwas verändert, und die kleine idyllische Bahn fährt auch heute regelmäßig durch die Stadt.
Aber hier, Yokkaichi, war nur eine Zwischenstation. Mit dem nächsten Zug geht es weiter nach Tomida (Karte).
Tomida ist eine Station mit zwei Bahnanschlüssen. Die Kintetsu-Linie, mit der ich angekommen bin, und die Sangi-Eisenbahn, welche von diesem Bahnhof knapp 27km in die Bergregion abzweigt.
Für beide Linien eignet sich der Bahnsteig 1, denn von hier lassen sich alle drei Gleise gut fotografieren. Für die Verkehrsexperten auch interessant zu beobachten, wie die Fahrgastflüsse sind und vor allem, wie die Fahrgastzahlen in den Zügen nach der Zuggattung unterscheiden. Während Expresszüge größtenteils mit 6 Wagen gefahren werden, sind Semi-Express und Local mit mehr Zwischenhalten nur 2 oder 3 Wagen.
Garnitur 1211 wie im Bild ist im Übrigen eine der kuriosesten Zusammenstellung bei der Kintetsu. Von der Baureihe 1200 gibt es nur diese Garnitur, welche aus drei unterschiedlichen Baureihen zusammgestellt wurde. Daher auch die Konstruktionsunterschiede zwischen Wagen 1/2 und 3/4.
Diese Fahrzeugfront ist mein Ursprung für meine Interesse zur Eisenbahn. Die ehemaligen Seibu-Fahrzeuge, welche hierher weiterverkauft wurden, fuhren auch auf der Strecke, die ich seit meiner Kindheit nutzte. Ohne diese wäre ich wohl nicht so eisenbahnaffin aufgewachsen wie jetzt, da bin ich mir ziemlich sicher.
Aber auch diese Fahrzeuge haben fast schon ihr Ende erreicht, denn nach 60 Jahren soll die Flotte durch neue Altfahrzeuge ersetzt werden. Selbst meine nächste Japanreise wird zu spät sein, um die letzten Wagen dieser Bauart zu sehen. Der Grund, weswegen ich fast schon dazu gezwungen war, hier vorbeizuschauen.
Diese Generation wiederum ist zu alt um sie zu kennen. Eine Generation vor meinen Ursprungsfahrzeugen fährt ebenfalls noch. Aber auch diese werden durch die neuen ersetzt, sodass ich wirklich Glück hatte, zum richtigen Zeitpunkt vorbeischauen zu können.
Nach dieser Abfahrt geht es für mich weiter - via Nagoya (Karte) geht es mit dem Shinkansen zurück nach Tokyo. Ein langer Tag geht zu Ende, aber ein Tag nicht nur mit Zugfahrten gefüllt, sondern auch mit vielen Erinnerungen an die Heimat und an die Kindheit.