Drei Monate nach meiner Skandinavienreise und dreiviertel Jahr nach meiner letzten Japanreise führt mich die nächste Reise wieder in meine Heimat. Im Vergleich zum letzten Besuch geht es aber nicht kreuz und quer durchs Land; die zweieinhalb Wochen sind aber mal wieder dicht getaktet. Ein Bericht vom 12. und 13. Juli 2024.
Schon zu Beginn meiner Reise ein Special-Event: Meine Flugkarte, ursprünglich auf Economy-Class gebucht, wurde auf Business-Class geupgradet.
Luxus pur, denn nun heißt es für mich: ein größerer Sitzplatz, welcher auch zum Schlafen zu einem Flachbett wird, ein On-Board-Service mit besserer Auswahl an Speisen und Getränken. Natürlich bestellt sich der Herr Säufer japanisches Pflaumenwein und japanischen Sake, das auch nicht nur einmal.
So verfliegt die lange Flugzeit, vom Abflug bis zur Landung fühlte es sich wie eine Stunde an, obwohl es in der Realität knapp 14 Stunden waren.
In Tokyo angekommen, musste ich schon pausieren. Nicht wegen des Alkohol-Pegels, sondern wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Aber schon bald konnte ich mich wieder dran gewöhnen, sodass die große Tour losgehen konnte.
Kawagoe - eine Stadt westlich Tokyo, 40 Minuten Fahrtzeit vom Ring (Karte). Das ist die Stadt, in der ich aufgewachsen war und bin, sozusagen meine japanische Heimat. Hier heißt es für mich: "Tadaima" - Ein japanisches Wort was keine deutsche Übersetzung findet und so ähnlich bedeutet wie: Hallo, Ich bin wieder zurück.
Paar erste Fotochen, damit sich meine Kamera an die Luftfeuchtigkeit gewöhnt. Natürlich hat die Linse erst mal beschlagen...
Ein angenehmes und beruhigendes Gefühl, die gewohnten Fahrzeuge in einer gewohnten Gegend zu sehen. Von links aus die neuste Generation 50090, 30000 und 10000. Mit der Serie 10000 und den Generationen davor bin ich hier aufgewachsen, die anderen beiden Serien kamen nach mir. Mittlerweile sind die beiden Generationen aber auch ein Teil der Tojo-Line Familie, sie gehören einfach dazu.
Am Abend gab es schon das erste Treffen mit meinen Freunden. Der Tag wurde nicht allzu lang, damit ich mich an die japanische Uhrzeit gewöhnen kann - denn der Folgetag hatte noch mehr zu bieten.
Am nächsten Morgen geht es zunächst direkt zum Bahnhof Kawagoe (Karte). Bereits in Deutschland hatte ich mich vorbereitet gehabt und recherchiert, dass an diesem Tag Sonderfahrten stattfinden.
Bei der Einfahrt dieses Sonderzuges wurde eine kleine Feier-Zeremonie am Bahnsteig eröffnet. Einen kurzen Video-Schnitt konnte ich aufnehmen, den gibt es aber ein anderes Mal auf dem YouTube-Kanal (muss noch bearbeitet und zugeschnitten werden).
Schnell aus dem Bahnhof raus, geht es zur nächsten Position (Karte). Diese Sonderfahrt hatte ich nicht gekannt, wurde aber am Abend des Vortages darauf aufmerksam gemacht.
Seibu Laview, ein Aussichtswagen welcher diesen Streckenabschnitt normalerweise nicht befährt, wurde als Sonderzug bereitgestellt. Die reguläre Fahrtroute dieser Züge ist nämlich von Tokyo auf den Berg Chichibu, welcher von hier aus gesehen weiter südwestlich liegt.
Dennoch eine schöne Gelegenheit, die irreguläre Fahrt aufnehmen zu können. Und die nächste Sonderfahrt...
Die Stadt Kawagoe wird von drei Streckenbetreibern betrieben: JR (ehemalige Staatsbahn), Seibu und Tobu. Meine Vorab-Recherchen sagten mir, dass auf JR und Tobu Sonderfahrten stattfinden, aber nun haben alle drei Unternehmen am selben Tag Sonderzüge geplant. Ein netter Zufall, dass sich der Tag auch mit meinem Besuch deckte.
Tobu Tojo-Linie wurde an diesem Tag 110 Jahre alt. zu diesem Zwecke wurde an der Front der Garnitur 9107F ein Wappen aufgesetzt und als Charterfahrt genutzt. Den Sonderzug konnte ich bei der Einfahrt in den Bahnhof Kawagoeshi aufnehmen.
Der gute Freund von mir, bereits am Vortag schon getroffen, führte mich mit seinem Auto durch Gegende, die man mit der Bahn nicht erreichen kann. Die Reise führte durch die tiefen Hinterorte des Präfektur Saitama, als erstes Ziel eine Tofu-Werkstatt (Karte). Hier eine kurze Pause eingelegt und das berühmte Soja-Eis gegessen, geht es weiter nach Ogose (Karte) - eine Stadt, berühmt für die Pflaumenblüten, leider einen Monat zu spät für die beste Zeit.
Nach einer kurzen Mittagspause geht es dann weiter an die Strecke. Entlang der Ogose-Linie gab es wenig Fotopunkte, wo man die alte Serie 8000 fotografieren konnte. Letztenendes kamen wir am Bahnhof Kawakado (Karte) an und hielten die knapp 60 Jahre alten Fahrzeuge bildlich fest.
Ein kurzer Umweg führte uns ins Wohngebiet, konkreter in die Gegend meiner Kindheit. Mittlerweile steht das Haus nicht mehr, aber eine schöne Erinnerung an eine tolle Zeit, vor allem mit meinen Großeltern.
Unmittelbar in der Nähe beschleunigen die Züge auf die vollen 100km/h. Garnitur 51091F überquerte den Fluss Irumagawa und ist hier (Karte) auf dem Weg Richtung Tokyo. Im Hintergrund leicht zu erkennen Chichibu-Gebirge.
Ab zum Friedhof, um meinen Großeltern "Tadaima" zu sagen. Auf "Tadaima" gibt es im japanischen ein "Okaeri" (übersetze mit "Willkommen zurück"), aber trotz mehreren Jahren und mehreren Besuchen ist es für mich jedes Mal aufs Neue immer wieder ein komisches Gefühl, keine Antwort der Gegenseite erhalten zu können - stattdessen die Stille, nach meinem ausgesprochenen Wort.
Die Autofahrt endete wieder in Kawagoe, noch bevor es draußen dunkel wurde.