Um alle schwedener Straßenbahnbetriebe zu besuchen, führt die Reise nicht nur durch Stockholm, sondern auch nach Norrköping. Ein Bericht kurz vor der Weiterfahrt nach Norwegen.
Auch wenn der Vortag ein bisschen chaotisch war, konnte ich wie geplant im Hotel ankommen und die Tour durch Stockholm mit einem vor Ort gekauften 72h-Ticket starten.
Um unterschiedliche Fahrzeugtypen aufnehmen zu können, bereiste ich nicht nur einen Stadtteil, sondern fuhr quer durch die Stadt. So ließ sich auch direkt schon die Serie A32 aufnehmen, als ich an der Station Alvik ausgestiegen bin.
Bis 1967 herrschte Linksverkehr in Schweden. Die Straßen sind somit auf Rechtsverkehr umgestellt worden, was auch scheinbar ein Grund war, dass viele Straßenbahnbetriebe eingestellt wurden. Währenddessen verkehren die Züge auf den Schienen weiterhin größtenteils links. Ausnahmen bilden Straßenbahnen wie diese, die hier auf dem Foto zwar nur eine Straße kreuzt, aber auf anderen Abschnitten auf der Straße verkehrt.
Auch die neue Metro-Generation C30 konnte ich oft aufnehmen. Mit viel weißer Fläche und einer hellen Inneneinrichtung wirken die Fahrzeuge im Vergleich zu ihren Vorgängern deutlich sympathischer. Die Leuchten im Innenraum sind auch nicht zu grell, aber auch nicht zu dunkel und schaffen somit eine angenehme Atmosphäre im Wageninneren.
Die Altfahrzeuge hätte ich zwar auch gerne gesehen, allerdings sind diese bereits im Februar aus dem Liniendienst ausgeschieden. So konnte ich nur diese neue Serie und die Vorgängergeneration C20 aufnehmen.
Das Schöne an Stockholm: Auch im Untergrund gibt es viele Dinge zu bestaunen. So auch die unterschiedlichen Gestaltungen der U-Bahnhöfe, hier zum Beispiel an der Station Tekniska högskolan. Gerade hier verschönert die Serie C30 das Gesamtbild, da die helle Farbe des Wagens einen besseren Kontast bietet als die C20, welche zwar mit ihrem metallischen Glanz ebenso schön sein mag, aber kaum etwas hervorhebt.
Andererseits gibt es auch Stationen wie Kungsträdgården, welche vergleichsweise dunkel gehalten wird, aber an der Bahnsteigkante sehr hell ist. Hier lässt sich die C20 Serie wohl besser darstellen im Vergleich zu einer Station wie im vergangenen Bild.
Nun folgten also hiermit zwei Bilder, welche ich mit einem Weitwinkelobjektiv aufgenommen habe, natürlich ohne Stativ. Allein das Stillhalten für die verlängerte Verschlusszeit kostet Nerven, aber auch der ungewohnte Umgang mit der Linse führten zu mehreren Anläufen, womit ich sehr lange Aufenthaltszeiten an den Stationen hatte.
Zurück nach Nordosten der Stadt, und zurück auf die Erdoberfläche. Auf der Roslagsbanen verkehren auch heute noch die X10p auf einer Spurweite, die es mit Ausnahme von Museumsbahnen mittlerweile nirgends anders gibt: 891mm, ehemalige 3 schwedische Fuß.
Schweden kennt aber auch keine weiteren Spurweiten als die 1435mm Normalspur und dieser Schmalspur. Und dass diese Schmalspur-Einheit später ein Insider-Lacher für einige Herren aus Hamburg, Kiel und Rostock wird, konnte ich damals auch nicht wissen.
Zurück zum eigentlichen Thema. Auch die neue Serie, X15p von Stadler, war an diesem Tag ebenso im Einsatz. Mit dieser Serie soll ein Generationenwechsel der Fahrzeugflotte stattfinden, wobei Stadler - eigentlich als verlässliches und gutes Unternehmen bekannt - ein bisschen Schwierigkeiten hat. Offenbar gibt es wohl technische Probleme, weswegen bisher noch nicht so viele Fahrzeuge abgenommen weredn konnten als geplant. Ob dies an der besonderen Spurweite liegt?
Der Schnellzug brachte mich fast 180km weiter südwestlich Stockholms, nämlich nach Norrköping. Der Bahnhof war voll mit Zügen, sodass auch eine solche Aufnahme mit alle begelgten Bahnsteigen möglich wurde.
Leichte Ähnlichkeiten zu Fahrzeugen in Deutschland sieht man dann doch hin und wieder. Die Doppelstockgarnitur ER1 gehört auch zur Familie der Stadler KISS-Reihe, welche auch in Deutschland verkehrt - oder auch die Coradia Nordic, welche als skandinavische Variante der Coradia Continental ähnlich klingen und aussehen.
Nun zur Straßenbahn. Als Frankfurter ist die Form der Baureihe M06 bekannt genug. Eigentlich sogar nahezu identisch, sind die Farben oder die Anzeigen doch ein bisschen anders als in der Mainmetropole.
Zum Glück spielte an diesem Tag das Wetter mit, sodass ich mich dazu entschieden habe, einen kleinen Spaziergang zu starten statt mit der Bahn zu fahren. Dazu muss ich aber auch gestehen, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, wie man Fahrkarten erwerben kann. Weder Informationszentrum, noch Automaten an den Bahnsteigen. Eine weitere App extra für die paar Stunden herunterzuladen wollte ich nun auch nicht, dazu hätte es Regen geben müssen. Aber der Spaziergang hat sich gelohnt.
Mein eigentliches Ziel, die Düwag-Serie M97 fotografieren zu wollen, blieb erfolgslos. Okay, fast erfolgslos. Kurz beim Depot vorbeischauen war wohl die richtige Entscheidung gewesen, auch wenn das Bild nicht das allerbeste ist. Wie immer mein Motto: Lieber so als gar nix.
Durch den Spaziergang habe ich dann auch festgestellt, dass die Hälfte des Streckennetzes aufgrund von Bauarbeiten gar nicht befahren wird. Da wäre die Fahrkarte wohl herausgeschmissenes Geld gewesen, gute Entscheidung zu Fuß unterwegs zu sein.
Ein bisschen weiter entlang des Betriebshofes entdeckte ich noch weitere Fahrzeuge. Anfangs dachte ich aus der Ferne, es wären ausgeschlachtete Ersatzteilspender für M97 und M06, aber als ich näher dran war konnte ich erkennen: Es sind die GT6N aus Deutschland.
Konkreter handelte es sich hierbei um Wagen 22 und 23, also die beiden Münchner Fahrzeuge. Leider durch Vandalismus stark beschädigt, dass eine Wiederinbetriebnahme wohl eher unwahrscheinlich sein dürfte.
Ein Blick in die Innenstadt. In der Fußgängerzone gibt es zwischen den Haltestellen Gleisverschlingungen, weswegen der Gegenverkehr immer abgewartet werden muss. Das bedeutet aber auch, dass zwei Fahrzeuge gleichzeitig auf ein Bild schaffen können. Aufgrund der genannten Sperrung endeten die Züge an dieser Station, sodass links schon auf Fahrtende geschildert wurde, während der rechte Wagen als Fahrschulwagen unterwegs ist. Interessant auch die unterschiedliche Linienfarbenkennung trotz gleichem Buchstaben.
Zurück nach Stockholm mit dem Doppelstockzuf der Baureihe X40. Dreiteilige Doppelstocktriebwagen gibt es in Deutschland zwar auch, aber hier gibt es sogar "nur" zweiteilige.
Die Serie kannte ich bisher nur als Ausstellungsmodell im LHB-Museum Salzgitter, aber die Baureihe in echt zu sehen ist dann doch wiederum etwas anderes. Auch durch die markante Front sehr einprägsam, war der Wagen recht komfortabel - bis auf die inneren Trennschiebetüren, die aufgrund des Luftzuges dauerhaft geklappert haben. Und das in der ersten Klasse.
Aufgrund von Streckenarbeiten geht es am Folgetag nicht von Stockhom aus direkt nach Oslo. Die Reise führte mich (zwangsläufig) nach Göteborg. Um den Anschluss nach Norwegen sicherzustellen, hatte ich viel Pufferzeit eingeplant, welche ich - wer hätte es gedacht - zum fotografieren nutzte. Allerdings war mein ToDo schon binnen fünf Minuten erledigt, als ich am Vorplatz alle im Betrieb befindlichen Baureihen fotografieren konnte. Auch die M31, zwar nicht auf dem Bild zu sehen, konnte ich direkt aufnehmen.
Nun blieb mir also viel Zeit übrig, den ich zu überbrücken hatte. Einen Zug früher gab es nicht, weil die Sperrung bis 16 Uhr dauerte. Weit weg vom Bahnhof traute ich mich wiederum auch nicht, weil ich in Oslo einen weiteren Umstieg habe den ich nicht verpassen kann. Mit dem vollgepackten Koffer konnte ich mich auch nicht ganz so einfach frei bewegen, weswegen es bei einer kurzen Schnupperstunde in der Nähe des Hauptbahnhofs blieb.
Die Jagd nach den Altfahrzeugen verlief richtig gut. Die Baureihe M29 konnte ich dann doch mehrfach fototechnisch dokumentieren, hier im Bild sogar als Leerfahrt. Mit der Einführung der neuen Generation M34 soll diese Serie aus dem Verkehr gezogen werden, sodass es in naher Zukunft wenig Chancen geben wird, diese Fahrzeuge im Planeinsatz zu fotografieren.
Und wer's schon bemerkt hat: Mit Lund, Stockholm, Norrköping und Göteborg habe ich nun alle vier aktiven Straßenbahnbetriebe in Schweden besuchen können. Vielleicht folgt bei der nächsten Reise das Abklappern der historischen Straßenbahnen.