Fukui - die Stadt, welche eine Stuttgarter GT4 noch betriebsfähig erhält. Einige meiner Freunde organisierten mir eine Fotocharterfahrt, sodass für unsere geschlossene Gruppe eine Möglichkeit ergab, nicht nur das Fahrzeug von außen zu bestaunen, sondern auch von innen und auch auf dem Betriebsgelände. Ein Bericht vom 07. Oktober 2023.
Bevor es aber mit dem großen Event beginnt, begab ich mich zuvor auf die parallel verkehrende Echizen-Eisenbahn. Hier zu sehen ist die Station Fukuiguchi (Google-Maps). Die Strecke ab dieser Station bis zum Endbahnhof Fukui wurde vor ein paar Jahren im Zuge des Shinkansen-Ausbaus erneuert und auf eine Hochtrasse verändert.
An den dadurch neu eingerichteten Stationen wird für die römischen Zahlen die Schriftart "Akko" verwendet - die Schriftart, die auch wir als #NITStrain auf unseren Logos verwenden, gleichzeitig auch eine Schriftart, welches von meinem Vater gestaltet und entwickelt wurde.
Standortwechsel drei Stationen weiter in die Gegenrichtung. Hier wollte ich den Wagen 5001 fotografieren, der als Einzelgänger aus dem Jahre 1999 so langsam aus dem Verkehr gezogen werden könnte. Zufällig war dieser im Einsatz, sodass ich ihn an der Station Tawaramachi begegnen konnte (Google-Maps). Auch die Rückfahrt wollte ich fotografieren, allerdings wurde der Wagen wohl an der Endstation ausgetauscht. Schade drum.
An der selben Station mündet auch die Straßenbahnlinie der Fukui-Eisenbahn ein. Hier ist die Besonderheit, dass eine Straßenbahn auf einer Eisenbahnstrecke eines anderen Unternehmens weiterfährt. An diesem Tag war der orangene F1001 der Baureihe F1000 auf dem Weg zur Weiterfahrt nach Washizukaharibara. An dieser Stelle ist die Übergabestelle der beiden Eisenbahnen.
Nun zum Hauptthema.
Begegnungsfoto: Während 735 betriebsbereit vorbereitet wird, rauscht im Hintergrund der Thunderbird durch - eine der Züge, die man hier demnächst nicht mehr sehen wird, da die Expresszüge durch den Shinkansen ersetzt werden sollen. Somit war dies für mich wohl vermutlich die letzte Gelegenheit gewesen, diese Begegnung - sogar mit der neuen und alten Lackierung - zu fotografieren.
Kurze Erläuterung zum Wagen selbst: Die ausrangierten Stuttgarter GT4, Wagen 714 und 735 wurden damals nach Kochi (Japan) verkauft. Die beiden A-Teile beider Garnituren wurden zusammengefügt, sodass dadurch ein Zweirichter entstand (Pantograph auf der 714er-Seite wurde entfernt). Paar Achsen getauscht (1067mm in Japan), sonstige Aufarbeitungen am Wagen selbst. Nachdem Kochi den Wagen nicht mehr behalten wollte, kaufte sich Fukui diesen Wagen ab und ist somit auch heute noch betriebsfähig erhalten. Der Wagen verkehrt aktuell nur in den kühleren Monaten mangels Klimaanlage, welche jedoch in den kommenden zwei Jahren nachgerüstet werden soll (somit wird sich auch das Erscheinungsbild des Fahrzeugs ändern, da der Dachaufbau verändert werden wird).
Leerfahrt zum Betriebshof, da der Wagen zu diesem Zeitpunkt auf einem Abstellgleis eines anderen Bahnhofs stand. Da die japanischen Bahnübergänge gelb-schwarz sind, passen diese farblich hervorragend zum Wagen.
Auf dem Betriebsgelände durften wir - natürlich mit höchster Vorsicht - aus allen Winkeln fotografieren. Für mich heißt es: von unten. Wann hat man sonst die Gelegenheit, den Wagen aus diesem Winkel abzulichten? Hervorzuheben auch: japanische Gleisbette sind frei vom Müll.
Off-Topic Einschub
Kleine Ergänzung zwischendurch: Die Stuttgarter Ziele sind im unteren Rollband enthalten, es wurde nur oben getauscht. Auf unserem Wunsch hin hätten Stuttgarter Ziele geschildert werden sollen, dessen Klappe leider nicht mehr aufging. Ich hatte leider auch kein Werkzeug dabei und konnte entsprechend leider nicht eingreifen, sodass nur oben gedreht wurde.
Das obere Ziel zeigt: Express / Takefu-Shin. Die Endstation hieß bis vor kurzem Echizen-Takefu, was ich auch bei meiner Sonderfahrt in Frankfurt anzeigen ließ:
Selbst der Fahrer war überrascht, dass das Ziel schon neu beschrieben wurde, da dies nach dem ursprünglichen Plan erst nächstes Jahr hätte passieren sollen. Nun weiß ich aber für mich Bescheid, dass ich das Ziel in Frankfurt anzupassen habe...
Zurück in die Realität, mal zur Abwechslung ein japanischer Wagen. F2001 der Baureihe F2000 ist die neuste Generation und ist erst letztes Jahr in Betrieb gegangen. Im Gegensatz zu der Farbvariationen der Vorgängerbaureihe F1000 zieren die traditionellen blau-grün-weißen Farben des Unternehmens den Wagen.
Auch den Innenraum des Wagens durften wir besichtigen. Hier ist das Zielband geändert worden, dafür ist das Liniennummernband geblieben. In der Ferne bereits erkennbar, der F2001 der vom Endbahnhof wieder zurückgekommen ist.
Der Betriebshof besteht aus mehreren Hallen. Eine der Wagenhallen ist noch ganz alt geblieben und bleibt holzig. Am rechten Bildrand der Schneepflugwagen 11 aus dem Jahre 1923 - also genau 100 Jahre alt.
Ein Blick auf den Wagen 11. Mittlerweile sei der Wagen wohl nicht mehr selbständig bewegbar. Dennoch war der Wagen sauber erhalten geblieben und zeigte sich in seiner schönen Form.
Auch ältere Hochflurfahrzeuge sind im Einsatz. Baureihen 770 und 880 stammen ehemalig von der Meitetsu-Eisenbahn und wanderten als Gebrauchtfahrzeug von Nagoya nach Fukui. Während einige andere Fahrzeuge derselben Baureihe bereits den Weg zur Schrottpresse gegangen sind oder mit Werbungen vollgeklebt sind, begegneten sich die verbliebenen zwei werbefreien Originallackierungen am späten Nachmittag.
In der Hütte selbst herrscht auch eine interessante Atmosphäre. Durch den Verschleiß und den vielen alten, aber sauberen Werkzeugen fühlt man sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Irgendwo aber ein misteriöses Gefühl, in einer Gegend mit vielen japanischen Schriftzeichen umrandet zu sein, während man auf einen deutschen Wagen blickt.
Draußen wird es dunkel. Ein bisschen Rangierfahrt im Betriebshof selbst, um weitere interessante Winkel zu erkunden. Leider scheint der untere Scheinwerfer nicht mehr funktionsfähig zu sein, weswegen es bei einem Licht bleibt.
Zurück in den Schuppen rangiert, entdeckte ich in der Schlucht ein bisschen Wasser. Zeit für paar Spiegelbilder. Wohlgemerkt ist die Halle nicht unbedingt auf dem neusten Stand, sodass sie scheinbar nur zur nächtlichen Abstellung verwendet wird. Die modernere Technik befindet sich in der Halle nebendran.
So schnell vergingen zwei Stunden. Es war schon Zeit für die Heimfahrt. Genügend Bilder aus allen möglichen Winkeln schießen können, ich war zu Frieden. Der nächste Tag mit einer weiteren Charterfahrt wartet schon.
Für diejenigen, die jetzt nach meinem Beitrag sich überlegen, nach Japan zu fahren: Der Wagen wird leider in der kommenden Zeit wenig zu sehen sein, da diverse Aufarbeitungen nötig sind. Mitunter die vielen undichten Stellen, Austausch diverser Komponenten (die Schaltstufen scheinen wohl Kontaktprobleme zu haben), Nachrüstung der Klimaanlage wie oben erwähnt. Mir persönlich bereitete mir der Knick am Gelenk ein bisschen Sorgen, aber da scheint es noch keine Probleme zu geben.